[mein:ung] Die Macht der Yams-Wurzel

von Andreas Schnedl

Die Dominanz von Usain Bolt und seinen jamaikanischen Landsleuten in den Sprintbewerben der Leichtathletik-WM in Berlin übertrifft alle Erwartungen. Vier Medaillen holten die Karibik-Läufer in den beiden 100 Meter-Finalläufen. Nun rätselt die Welt, wie schnell geht es noch? Und warum lassen ausgerechnet die Läufer von der Reggae-Insel derzeit alle Konkurrenten so schlecht aussehen? In den letzten Tagen äußerten sich zahlreiche Experten zu dem neuen 100 Meter-Fabelrekord von Superstar Usain Bolt. Er sei ein biomechanisches Wunder, konnte man hören und lesen. Mit einer Körpergröße von 1, 96 Metern bei einem Körpergewicht von 86 Kilogramm verfüge Bolt ideale Grundvorrausetzungen für einen Sprinter. Seine Schrittlänge von 2,43 Metern nütze er dank hervorragender Technik optimal aus. Bei seinem Fabellauf am Sonntag benötigte der 22-Jährige deshalb nur 41 Schritte um die Distanz von 100 Metern zu überwinden. Dabei hatte er es beim Start noch nicht so eilig: Seine 0,183 Sekunden waren die schlechteste Reaktionszeit aller Finalteilnehmer.

Bolts Erzrivalen Tyson Gay und Landsmann und Bronze-Gewinner Asafa Powell hatten am Sonntag keine Chance. Der Amerikaner nahm die Silbermedaille nach dem Aufstellen einer neuen amerikanischen Rekordzeit mit heftigem Kopfschütteln zur Kenntnis. Am Montag setzen die jamaikanischen Sprint-Ladies dann sogar noch einen drauf und sorgten mit Gold und Silber für die nächsten jamaikanischen Medaillen.

F++Erklärungen gesucht
Usain Bolt ist eine Ausnahmeerscheinung. Das steht fest. Die allgemeine Dominanz der jamaikanischen Sprinter ist allerdings mit Makeln behaftet. Da hilft es auch nicht, dass Bolt noch nie bei Doping-Kontrollen auffällig wurde. Die fehlenden Trainingskontrollen auf der sonnigen Insel in Kombination mit den neuen Spitzenleistungen, öffnen weiteren Doping-Verdächtigungen Tür und Tor. Denn Bolts überragenden Voraussetzungen sind ebenso wenig eine zufrieden stellende Antwort auf die Frage nach dem Grund für die Überlegenheit, wie jene der Bild-Zeitung. Sie erklärt auf ihrer Homepage nämlich nur die biologischen Vorteile von dunkelhäutigen Läufern. Aber: Einen „größeren Prozentsatz an schnellen Muskelfasern“ und einen „höheren Wadenansatz“ als hellhäutige Läufer, dürften auch die anderen Sprinter mit afrikanischen Wurzeln – also alle Finalteilnehmer 2009 – aufweisen.

F++Yams-Wurzel und frittiertes Huhn?
Die Mama des jamaikanischen Sprintgenies will den Grund für seine Schnelligkeit kennen: „Ich glaube, all die Süßigkeiten sind schuld, die ich während der Schwangerschaft gegessen habe. Deswegen war er immer schon hyperaktiv und stark.“ Bolt selbst erklärt seinen unglaublichen Antritt gerne mit dem Genuss von frittiertem Huhn und Yams-Wurzel. Die kartoffelähnliche Frucht und ausgebackenes Federtier wird aber auch in anderen Ländern gern gegessen. Und wenn der Verzehr von „Back-Henderln“ und Süßigkeiten wirklich schnell machen würde, dann hätten wir wohl auch in Österreich weniger Sorgen um den Leichtathletik-Nachwuchs.

F++Die Show geht weiter
Am Donnerstag hat die Show von Bolt und seinen Landsleuten im 200 Meter-Finale einen weiteren Höhepunkt. Die ganze Welt wartet nun über diese Distanz auf den nächsten Weltrekord des Übermenschen. Solange man nicht weiß, was die Karibik-Sprinter so schnell macht, sollte man sich einfach zurücklehnen, die Show genießen und an das Gute im Menschen glauben. Und natürlich an die Macht der Yams-Wurzel: Da ist ja schließlich viel Vitamin A und Kalium drin.

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